PPAP Level 5

Hallo Kollegen,

offenbar hat GM ein Problem mit 1,6 Mio. in den USA gefertigten Fahrzeugen der Marke Saturn / Sky ect... (Siehe Pressemeldungen)

Wir haben unglücklicherweise eine Feder für das Suspekte Bauteil (Zündschloß) gefertigt.
Bei uns ist dies kein "kritisches" Merkmal auf der Zeichnung hinterlegt. Wir fertigen es nach Zeichnung.

Allerdings will unser TIER 2 nun auf Druck von GM ein LEVEL 5 PPAP mit Prüfung vor Ort bei allen 12 Lieferanten der Kette durchführen.

FRAGE:
Hat wer Erfahrungen mit Level 5?
Wie geht Ihr mit sowas um? Was muß ich alles Zeigen?
Da wir keine Reklamation bekommen haben, und auch nicht für den Fehler verantwortlich sind würde ich den Kunden erst garnicht rein lassen wollen. (Ist aber leider A Kunde)

Ich würde mich über eure Hinweise freuen.
Gruß
Dirk

Hallo Dirk,

siehe dazu VDA Band 2 (5. Auflage, 11/2012) "Sicherung der Qualität vor Lieferungen", Seite 55:
Teilevorlagebestätigung (PSW) mit Musterteilen und allen Unterlagen dazu, so da sind:
Konstruktionsaufzeichnungen
Dokumente der techn. Änderungen
technische Freigaben
Konstruktions-FMEA
Prozessflussdiagramm
Prozess-FMEA
Control-Plan/PLP
Analyse der Messsysteme
Messergebnisse/SPC
Material- und Leistungstests
MFA/PFA
Dokumentation eine qualifizierten Labors
Bericht zur Freigabe des Aussehens (falls erforderlich)
Muster-Serienteile
Referenzmuster
spez. Prüfmittel
Kundenspez. Anforderungen
Erstmusterprüfberichte/PSWs von Sublieferanten

Also alles was das Kundenherz begehrt - aber nur vorlegen/zeigen - nichts rausgeben was der Kunde nicht schon hat!
und auch nichts aufschreiben lassen und keine Fotos- wegen Werksgeheimnissen!

Reinlassen musst Du sie leider, weil der Kunde das Recht hat jederzeit eine Vorlagenstufe 5 zu fordern und zu bekommen - und man will ja keine Daten außer Haus geben.
Ist aber nichts anderes wie ein Kundenaudit - mit dem Augenmerk auf eben dieses besondere Bauteil.
Also keine Panik!

Gruß
Paul

Hallo Dirk,

da hätte ich doch beinahe was vergessen bezüglich kritischer Merkmale.
Diese müssen nicht unbedingt auf einer Zeichnung hinterlegt sein - es gibt auch welche die erst im Rahmen des Prozesses entstehen z.B. Gefüge-Veränderungen auf Grund einer Hitzeeinwirkung - Überhärten, etc.

Gruß
Paul

Guten Tag,

meine Empfehlung:
prüfen Sie nochmals nach, ob im Produktionslenkungsplan die regelmäßige Requalifikationsprüfung gemäß ISO/TS 16949 eingeplant ist und alle erforderlichen Nachweisdokumente den formalen Ansprüchen an eine Qualitätsaufzeichung genügen (z.B. Lesbarkeit, dokumentenechter Schreiber, Datum, Unterschrift, Q-Status, bei niO Ergebnis nachvollziehbere (Sofort-)Maßnahmen).
Auch kann es sicher nicht schaden, dass alle Vormateriallieferanten informiert (vorbereitet) und deren PPAP Unterlagen und 3.1 Abnahmeprüfzeugnisse vorhanden sind.
Im ungüstigsten Fall werden aufgrund der hohen Rückrufkosten "mitschuldige" Unterlieferanten gesucht, denen ein Teil der Rückrufkosten angehängt werden können. Deshalb könnte es hilfreich sein, dass Sie lückenlos vom Vormaterial über fertigungsbegleitende Prüfung bis Endprüfung/Produktaudit und Requalifikationsprüfung über alle Werkstoff- und Fertigungschargen nachweisen können, dass die Produkte der vereinbarten Spezifikation entsprechen. Es wäre nämlich denkbar, dass außer eine Level 5 Abnahme direkt eine Verifizierung über alle gelieferten Chargen stattfindet.

Mit freundlichen Grüßen
Sonntag

Hallo Dirk,

lt. Internet-Nachrichten ist dieses Thema bei GM schon seit 2001 bekannt. Von 2003 -2007 sind angeblich Autos mit diesen defekten Zündschlössern ausgeliefert worden. Dann ist ja GM verdammt früh dran hier Aktionen setzen zu wollen. Wenn Ihr in dieser Zeit nie informiert wurdet und keine Reklamation bekommen habt, frage ich mich was das jetzt soll.

Gruß
Paul

Hallo Herr Sonntag, Paul,
danke für Eure Hilfestellung.
Offenbar hat GM hier ein viel größeres Problem:
Mit einem NEUEN Rückruf hat GM nun auch 1,5 Mio Fahrzeuge neueren Datums zurück gerufen.
PPAP L5 hat sich Gott sei Dank zerschlagen da die SQE's von GM und Delphi sich bei den Bauteillieferanten die Klinke in die Hand geben.
Die Frage ist nur, WAS suchen die Eigentlich?? Es ist niemand in der Lage uns zu sagen was oder welches Bauteil nun denn das Problem darstellt.
Ich vermute eher das hier ein Designproblem vorliegt, welches 2001 nicht ausreichend bewertet wurde.
Das betreffende Zündschloss wir munter weiter in vorhandene und neue Projekte eingebaut.
Mal schauen wie viel Rückrufe noch folgen.....

Wir bleiben gelassen und halten unsere Dokumente und Prozesse sauber.
Danke nochmals an alle.
Gruß
Dirk